Dissertationen

Zwischen Konkurrenz und Allianz – Geschwisterbeziehungen im Adel des 17. und beginnenden 18. Jahrhundert

Claudia Rapberger, MA

Im Adel definierte sich Besitz vorwiegend über statuserhaltende Ressourcen wie beispielsweise Eigentumstitel und soziale Positionen. Die sukzessive und bis in das 17. Jahrhundert hineinreichende Durchsetzung der Primogenitur führte dazu, dass sowohl Liegenschaften in ungeteilter Form als auch die familiale Vormachtstellung tendenziell auf den ältesten Sohn einer Familie konzentriert wurden. Diese zunehmende Konzentration auf den Erstgeborenen wird in der Dissertation zum Anlass genommen, um nach den nachgeborenen Kindern bzw. seinen Geschwistern zu fragen. Denn die Verteilung von Vermögen und Macht beeinflusste die Beziehungen adeliger Geschwister maßgeblich und war häufig eine Ursache für Konflikte und Konkurrenz unter ihnen. Es wird jedoch nicht angenommen, dass Konkurrenz und Streitigkeiten allgegenwärtig und auf allen Ebenen der Beziehungen präsent waren. Die genaue Ausgestaltung dieser Beziehungen bildet das zentrale Forschungsinteresse der Arbeit.

Das konkrete Ziel der Dissertation ist es Beziehungskonfigurationen, Bedeutungszusammenhänge, Handlungsräume und Modi der Beziehungsgestaltung vor allem von Töchtern und nachgeborenen Söhnen unter Einbeziehung von Vermögenskontexten herauszuarbeiten. Da diese Aspekte Frauen wie auch Männer betrafen, sind die Verhältnisse und Beziehungen von Geschwistern in jederlei Geschlechterkonfiguration für das Dissertationsvorhaben von Interesse. Besonderes Augenmerk gilt allerdings verheirateten Schwestern, da sich diese in einer Zwischenposition zwischen der Herkunfts- und der Heiratsfamilie befanden.

Als Quellen werden Korrespondenzen zwischen Geschwistern dreier Adelsfamilien aus Nieder- und Oberösterreich genutzt. Dabei stehen jene Briefwechsel im Fokus, die den brieflichen Austausch in verschiedenen Geschwisterkonstellationen mehrerer Generationen überliefern. Um die Fragen nach Ausgestaltungen, Zusammenhängen und konkreten Abläufen von Beziehungen, Spannungsfeldern und Aushandlungsräumen zu beantworten, bedarf es einer qualitativen Analyse, der die Briefe unterzogen werden. Ein solcher Zugang vermag Aushandlungen und Entscheidungen, Handlungs-, Gestaltungs- sowie Konflikträume historischer AkteurInnen sichtbar zu machen.


e-Mail: claudia.rapberger@univie.ac.at
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Betreuerin: Margareth Lanzinger