Zeit: Montag, 11. März 2019, 19.30 Uhr
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs triumphierte die Ideologie der Grenzenlosigkeit. Systembarrieren waren gefallen. Innerhalb des EU-Schengenraumes wurden die Binnengrenzen aufgehoben. Es schien, als würde es demnächst keine Grenzen auf der Welt mehr geben. Doch bald kippte die Euphorie um die proklamierte Grenzenlosigkeit. Sie machte dem Ruf nach Wiedererrichtung von Grenzen Platz: gegenüber MigrantInnen, gegenüber chinesischen Firmenübernahmen, gegenüber einer Islamisierung der europäischen Gesellschaft und vielen anderen „fremden“ Einflüssen.
Quer durch alle weltanschaulichen Lager bricht ein Konflikt zwischen zwei Fraktionen auf: „Grenzen zu“ versus „No border“. Hinter den unterschiedlichen Ideologien verbergen sich handfeste Interessen. Ob fremdenfeindlich oder fremdenfreundlich, beide Lager weisen eine Gemeinsamkeit auf: Sie instrumentalisieren die Grenze in Hinblick darauf, wie sie – durch Befestigung oder durch Abbau – dem Wohlergehen der eigenen Gruppe in der Gesellschaft bzw. der jeweiligen Vision davon nützt. Andrea Komlosy schreibt dagegen an, die Grenze zum Wunschbild oder Feindbild zu stilisieren. Ein historischer Blick auf die Entwicklung von Grenzen hilft dabei, ihren wechselhaften Gebrauch im Laufe der Geschichte aufzuzeigen.
Andrea Komlosy, Grenzen. Räumliche und soziale Trennlinien im Zeitenlauf. Wien: Promedia 2018, 248 S., € 19,90. ISBN: 978-3-85371-434-8.
"Grenzen. Räumliche und soziale Trennlinien im Zeitenlauf"
08.03.2019