Marxistische Strömungen haben in vielfältiger Weise Einfluss auf die Globalgeschichte genommen. Von der mirovaja istorija/Weltgeschichte in den staatssozialistischen Staaten bis zu dissidenten, in weitem Sinn verstandenen Marxismen von Braudel und Wallerstein kamen viele Anstöße für das breite Feld der Globalgeschichte. Auch Debatten um die Wertschöpfung in der Haushaltsarbeit und um außereuropäische Entwicklungsperspektiven inspirierten sich aus dem Fundus marxistischen Denkens. In diesem zweiten Forschungsgespräch zum Thema „Marxismus und Globalgeschichte“ wollen wir die Aufmerksamkeit auf Globalgeschichte avant la lettre in den staatssozialistischen Ländern richten. Diese Praktiken vollzogen sich nicht selten in vorsichtiger Distanz zu offiziellen Marxismusinterpretationen. Auch konnten mit ihnen vielfältige Kontakte mit Ländern insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika einhergehen. Eine Freilegung und kritische Abwägung dieser heute „exotisch“ wirkenden, nicht-westlichen Vorläufer der Globalgeschichte kann dabei unerwartete Anstöße für eine gedankliche Erweiterung des aktuellen Feldes bieten.
Veranstalter: Berthold Unfried/David Mayer
15h: Vorträge:
- Matthias Middell, Leipzig: Marxistische Traditionen der Globalgeschichte: Von der Weltgeschichte der DDR zur Globalgeschichte.
Kommentar: Berthold Unfried
- Katja Naumann, Leipzig: Verflechtung zwischen Ost und West: Wege der Rezeption in der marxistisch orientierten Weltgeschichtsschreibung während des Kalten Krieges.
Kommentar: Andrea Komlosy
- David Mayer, Wien: Weltgeschichte im Marxismuspolygon: Manfred Kossok, DDR-Weltgeschichtsschreibung und lateinamerikanische Geschichtsdebatten in den langen 1960er Jahren.
Kommentar: Stefan Pimmer
18h: Abschlussdiskussion bei Wein und Brot