Dissertationen

Die Darstellung der „Umsiedlung“ der „Volksdeutschen“ durch das nationalsozialistische Deutsche Reich

Mag. Georg Gänser

Dieses Dissertationsprojekt soll unterschiedliche Darstellungen der im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschen Reich durchgeführten „Umsiedlung“ der sogenannten „Volksdeutschen“ untersuchen. Dazu soll der „Blick“ ausgewählter NS-Stellen auf bestimmte Gruppen der „Volksdeutschen“ in Osteuropa und deren „Umsiedlung“ einer Diskursanalyse unterzogen werden. Die Quellen entstammen vor allem dem „Reichskommissariat für die Festigung des deutschen Volkstums“, der „Volksdeutschen Mittelstelle“ und der „Einwandererzentralstelle“. Dabei wird zum einen auf deren amtsinterne und zum anderen auf öffentliche Darstellungen zurückgegriffen. Die erwähnten NS-Ämter, deren SS-Hintergrund unverkennbar ist, letztendlich wurden alle drei Ämter in die SS eingegliedert, bringen somit zwei unterschiedliche Diskursebenen hervor, die trotz der von den Nationalsozialisten den „Volksdeutschen“, beispielsweise im „Generalplan Ost“, zugeschriebenen Bedeutung, kein einheitliches Bild ergeben. Daher sollen die verschiedenartigen Darstellungsformen und die Ambivalenz der Art und Weise, wie die „Umsiedlung“, aber auch die „Umsiedler“ selbst, in den Berichten, Anweisungen und Anordnungen, Reden und Selbstdarstellungen der unterschiedlichen Behörden und Ämter, beschrieben und umschrieben wurden, in den Fokus dieser Arbeit rücken. Das Ziel der Arbeit ist, die Diskurse zu erforschen, die den Darstellungen über die „Umsiedlung“ zugrunde liegen. Einschränkend soll die „Umsiedlung“ von „Volksdeutschen“ aus dem nordost- und osteuropäischen Raum behandelt werden, da diesen gemeinsam ist, dass sie im Rahmen des Grenz- und Freundschaftsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion beziehungsweise aufgrund der direkten Nachbarschaft zu im sowjetischen Einflussgebiet liegenden deutschen Volksgruppen und aufgrund von „Umsiedlungsverträgen“ mit den jeweiligen Herkunftsstaaten umgesiedelt werden sollten.

Methodisch orientiert sich diese Dissertation an Achim Landwehrs und Rainer Diaz-Bones Vorschlägen zur Anwendung der foucaultschen Diskursanalyse. Unter Diskursen sollen hier „vor allem Praktiken verstanden [werden], die Aussagen zu einem bestimmten Thema systematisch ordnen und regulieren und damit die Möglichkeitsbedingungen des (von einer sozialen Gruppe in einem Zeitraum) Denk- und Sagbaren bestimmen.“ (Franz X. Eder, Editorial, in: Franz X. Eder (Hg.), Das Gerede vom Diskurs - Diskursanalyse und Geschichte, Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 16 (2005) 4, 5-10, 6.)

Vielleicht kann diese Dissertation dazu beitragen, die „Umsiedlung“ der „Volksdeutschen“ aus Osteuropa als eigenständigen historischen Ereigniszusammenhang zu verstehen und in der Erinnerungskultur nicht nur als Vorgeschichte der „Vertreibung“ zu verankern.

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