Dissertations

Alltagsleben im nördlichen Makedonien vom 11. bis zum 13. Jahrhundert

Grigori Simeonov, MA

In meinem Dissertationsvorhaben behandle ich das Alltagsleben im nördlichen Makedonien vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Zunächst wird ein Überblick über die Quellenlage und den bisherigen Forschungsstand gegeben. Das byzantinische Reich war ein Zentralstaat und jene Werke, die Auskünfte über das Leben bieten, wandten ihr Interesse vorwiegend dem Kaiserhof und den Mächtigen zu. Dieses generelle Zustandsbild weist in meinem Arbeitsbereich eine leichte Modifikation auf, indem die verfügbaren Schriftquellen den byzantinischen Provinzdurchschnitt übersteigen: in erster Linie die hagiographischen Werke in griechischer oder kirchenslawischer Sprache, die Aufzeichnungen von Demetrios Chomatenos zu Rechtsvorgängen, die Briefe des Ohrider Erzbischofs Theophylaktos, die gelehrten Erläuterungen des Eustathios von Thessalonike zu volkstümlichen Bräuchen und Sachbezeichnungen, Kaiserurkunden sowie das sogenannte Strategikon von Kekaumenos, das einen für die Byzantinistik einzigartigen Einblick in den Alltag eines provinziellen Adeligen bietet.

Das zweite Kapitel widmet sich der Geographie und den Naturgegebenheiten des untersuchten Raumes sowie der politischen, kirchlichen und Wirtschaftsgeschichte der in Frage kommenden Region, die den Makrorahmen bieten, innerhalb dessen sich das Alltagsleben der Bevölkerung abspielte. Ebenfalls nachzugehen ist der Frage nach der Rolle der verschiedenen Ethnien – Slawen bzw. Bulgaren, Griechen, Wlachen, Armenier oder türkstämmige Nomaden – und dem Bild des Anderen, das sich aus den alltäglichen Kontakten dieser Volksgruppen in einem Mehrvölkerreich ergab.

Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit dem Alltagsleben der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten wie Adel, Klerus und Mönchtum, Handwerker und Händler sowie Bauern. Zu untersuchen sind die Aspekte des Alltags wie Ernährung, Bekleidung, Wohnung und Hausrat, daneben auch Mentalitätsgeschichte, Glaube und Aberglaube. Aufgrund der Spezifika des Alltagslebens behandelt die Dissertation das Problem von Kontinuität und/oder Diskontinuität im Bereich des alltäglichen Lebens infolge der veränderten politischen Verhältnisse in der Region, die nach 1018 wieder unter die Herrschaft eines Mehrvölkerreiches geriet. Die Arbeitshypothesen des Dissertationsvorhabens gehen davon aus, dass das nördliche Makedonien von der byzantinischen Oberhoheit technologisch und wirtschaftlich profitierte, was im Alltagsleben und der materiellen Kultur der verschiedenen Volksgruppen und gesellschaftlichen Schichten einen Niederschlag fand.

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