Dissertationen

Pornographie in Österreich: Politische Debatten und mediale Diskussionen während der langen Sexuellen Revolution, 1950er- bis frühe 1980er-Jahre

Mag. Paul Horntrich, BA BA

Von den 1950er- bis zu den 1980er-Jahren kam es in vielen westlichen Ländern zu einer zunehmenden Sexualisierung der Medienlandschaft. Auch pornographische Medien verbreiteten sich rasant und fanden vermehrt Eingang in die Alltagskultur, sodass die Zeitgenoss*innen von einem „Porno-Boom“ sprachen. In diesem Zusammenhang entschlossen sich auch zahlreiche Länder, Pornographie zu legalisieren. Vorreiter waren hierbei die skandinavischen Länder, weitere Länder folgten diesem Beispiel und legalisierten Pornographie oder reformierten die entsprechenden Gesetze. In Österreich war der rechtliche Umgang mit Pornographie weniger liberal, erst 1977 kam es zu einer teilweisen Legalisierung. Das entsprechende Gesetz gilt formal sogar bis heute, was Österreich zu einer europäischen Ausnahme macht.

Der „Porno-Boom“ wurde von kontroversen Debatten in Politik und Medien begleitet, an denen sich die unterschiedlichsten politischen Lager und weltanschaulichen Gruppierungen beteiligten. In der historischen Forschung ist die Rolle von Pornographie während der Sexuellen Revolution bislang noch wenig erforscht. Besonders die österreichische Situation stellt ein Desiderat der internationalen Forschung dar. Ziel des Projekts ist es, die politischen Debatten und medialen Diskussionen zum Thema Pornographie während der langen Sexuellen Revolution zu erforschen. Zusätzlich soll anhand ausgewählter Fallbeispiele der strafrechtliche Umgang mit pornographischen Medien rekonstruiert werden. Mit Methoden der Kritischen Diskursanalyse werden Nationalratsprotokolle des österreichischen Parlaments, Beiträge in diversen Zeitungen und Zeitschriften, Publikationen von Interessensgruppen und Gerichtsakten nach dem Pornographiegesetz analysiert.

Der gewählte methodische Ansatz erlaubt es, das zeitgenössische Verständnis von Pornographie sowie seinen historischen Wandel zu rekonstruieren. Die Studie wird somit einen wichtigen Beitrag zur internationalen Sexualitätsgeschichtsschreibung nach 1945 leisten und zum besseren Verständnis der Sexuellen Revolution in Österreich beitragen.

e-Mail: paul.horntrich@univie.ac.at
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Projektfinanzierung: Universität Wien (uni:docs Fellowship)
Laufzeit: 10/2019–09/2022